Die Jugendfeuerwehr Rostock

Mehr als Brandbekämpfung

Einleitung

Ehrenamt mal zwei: Ausbilder für die Brandbekämpfer


Ob Einfamilienwohnung oder Penthouse, bei einem Brand sind alle Deutschen gleich und müssen auf ein Ehrenamt zählen. So werden rund um die Uhr freiwillige Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen durch piepende kleine Gerätschaften gerufen, wenn es einen Notfall rund um Flammen gibt. Die Funkmeldeempfänger (auch Piepser oder Pager) wecken die ehrenamtlichen Brandbekämpfer und reißen sie ohne Ankündigung aus ihrem Alltag. Denn Berufsfeuerwehren gibt es hierzulande nur in größeren Stadtgebieten, überall sonst rücken zur Katastrophenhilfe Freiwillige aus. Das kostet die Helfer einen Großteil ihrer Freizeit: Sie stehen abrufbereit, oft auch dann, wenn sie gerade ihren Berufen nachgehen, und müssen regelmäßig den Ernstfall trainieren.

Damit dies auch so bleibt und immer genügend Personal einsatzbereit ist, ist es essenziell, auch den Nachwuchs auszubilden. In der Freiwilligen Feuerwehr Stadt-Mitte fällt diese wichtige Aufgabe unter anderem Jugendwart David Eberhardt und Ausbilder Stefan Rambow zu. Beide sind 22 und seit mehr als zehn Jahren bei der Feuerwehr. Eberhardt folgte seinem Vater in die Rostocker Wache, der ist momentan als Stadtwehrführer tätig. Mit 16 Jahren gab es Personalmangel und so wurde der Rostocker erst Betreuer und schließlich von den Kindern und Jugendlichen zum Jugendwart gewählt. Nun sitzt er mit dem Posten im Vorstand und steht mit seinem Piepser auch noch als Teil der Wasserrettungseinheit zur Verfügung. Hauptberuflich arbeitet er im Rettungsdienst. “So ergänzen sich meine Tätigkeiten über die ganze Woche bestens”, sagt Eberhardt.

Sein Kollege Stefan Rambow ist für das Studium der Rechtswissenschaften 2014 aus Schköna in Sachsen-Anhalt hergezogen. In seinem Heimatdorf hat der 22-Jährige die Grundausbildung absolviert und ist in Rostock ehrenamtlich Teil der sogenannten CBRN-Erkundungseinheit. Diese Spezialgruppe bekämpft im Schutzanzug chemische (C), biologische (B) sowie radiologische (R) und nukleare (N) Gefahren und ist bei Unfällen mit Substanzen solcher Kategorien im Einsatz. David Eberhardt hat ihn privat auf die Jugendarbeit angesprochen, seitdem ergänzt er den Ausbilderpool. Der Unterricht, so berichtet Rambow, passe gut in seinen Alltag: “Das lässt sich gut mit Studium und Arbeit verbinden, macht Spaß und festigt noch mal den eigenen Wissensstand”.



Ein Video-Interview mit Mitgliedern der Jugendfeuerwehr Stadt-Mitte.

Jugendarbeit

Jugendarbeit in der Feuerwehr


Die 164 Freiwilligen Feuerwehren im Landkreis zählen aktuell 4121 aktive Mitglieder. Der Nachwuchs teilt sich in 1186 Jugendliche und 219 Kinder auf - 180 mehr als noch im Vorjahr. In der Jugendfeuerwehr Stadt-Mitte sind 25 Jugendliche und Kinder im Alter von 10 bis 16 Jahren, sieben davon sind Mädchen. “Der weibliche Anteil hat in den vergangenen Jahren zugenommen”, berichtet Eberhardt. “Das Thema Frauen in der Feuerwehr wird wichtiger, die Mädels halten gut mit und sind fast schon ein bisschen disziplinierter.” Die Arbeit mit der Gruppe sei für alle Gender kindgerecht geplant. Natürlich könne man nicht auf dem Niveau eines Berufsfeuerwehrmannes ausbilden, unterstreicht der Jugendwart. “Der Leistungsstandard ist altersgerecht und den körperlichen Fähigkeiten angepasst.”

Die typischen Feuerwehraktivitäten wie Einsatzkleidung richtig tragen, Schläuche ausrollen und Erste Hilfe anwenden sind zwar der Alltag eines Feuerwehrmannes, doch nicht der einzige Aspekt der Arbeit im Team. “Wir ermutigen die Kinder auch, Sorgen und Probleme aus ihrem Privatleben mit uns zu teilen, das gehört dazu”, sagt Eberhardt. “Da muss man als Ausbilder mit Bedacht an die Sache herangehen”. Dazu gehöre viel Empathie und umdenken, damit Eberhardt und seine Kollegen die Kinder auf Probleme ansprechen können, wenn sie traurig gucken. Schwächen in der Schule könne man so zum Beispiel mit einer gemeinsamen Nachhilfe angehen. Rambow ergänzt: “Die Kinder öffnen sich, wenn man Geduld mitbringt. Durch unser junges Alter bauen sie schnell Vertrauen auf und so sind wir manchmal der erste Ansprechpartner, wenn etwas nicht gut läuft”. Um diese Vertrauensbasis zu erhalten, bleibe das Gesagte auch im Übungsraum der Jugendfeuerwehr.



Die Jugendfeuerwehr Rostock Stadt-Mitte sammelt sich vor einer Übung. Die Jugendfeuerwehr Rostock Stadt-Mitte sammelt sich vor einer Übung.

Der Jugenddienst ist in Rostock ein zusätzlicher Arbeitsaufwand zum normalen Feuerwehrdienst, also eine Art zweites Ehrenamt. Woher kommt also die Motivation für eine anspruchsvolle Position als Jugendwart? “Wenn man, wie ich, selbst bei der Jugendfeuerwehr war, hat man natürlich Ideen, wie man die Arbeit verbessern kann”, sagt Eberhardt. “Außerdem wäre es doch schade, wenn dieses tolle Hobby einschlafen würde.” Nur zu zweit sei die Ausbildung des Nachwuchses aber nicht möglich, unterstreicht der Rostocker. Mit einem großen Pool an Ausbildern soll Abwechslung geschaffen und das Kernteam entlastet werden. Kameraden aus der aktiven Feuerwehr springen deswegen als Dozenten ein. So tauschen die Ausbilder regelmäßig ihre Rollen durch, damit die anderen Kollegen den Feierabend auch zuhause verbringen können.



Vom Hobby in die aktive Rolle wechseln


Mit 16 Jahren haben Mitglieder der Jugendfeuerwehr dann die Möglichkeit, sich langfristig und regelmäßig an das Ehrenamt zu binden. In mehreren Ausbildungsgängen können verschiedene Qualifikationen erlangt werden, in Rostock beispielsweise Führerscheine für Spezialfahrzeuge. Etwa 6,7 Prozent der Deutschen, die sich ehrenamtlich betätigen, zieht es unter anderem deswegen in Rettungsdienste und Feuerwehren. Der deutsche Feuerwehrverband gibt die Zahl mit 1,2 Millionen Jugendliche und Erwachsene an, die in etwa 22.000 freiwilligen Feuerwehren organisiert seien. Das Ergebnis bezieht sich auf Freiwillige, die innerhalb der vergangenen zwölf Monate aktiv waren.



Eine Bildergalerie zur Jugendfeuerwehr Stadt-Mitte.

Drei junge Leute aus der Jugendfeuerwehr Stadt-Mitte machen in diesem Jahr die Grundausbildung, um in den aktiven Dienst überzutreten. “Aus den Jahren davor bringen die natürlich ein wahnsinnig großes Vorwissen mit, das Gröbste sitzt schon”, sagt Eberhardt. Den Großteil der neuen Kameraden machen aber Quereinsteiger aus: Der Semesteranfang bringe zum Beispiel immer einen “Unischub” mit sich. Der jährliche Bedarf an Ausbildungsplätzen ist im Stadtgebiet groß, gleichzeitig will Ordnungssenator Dr. Chris Müller-von Wrycz Rekowski dem Personal aber keine Grenze setzen. Besonders der weibliche Anteil liegt ihm dabei am Herzen: „Ich hoffe sehr, dass wir die Zahl der in Rostock arbeitenden Feuerwehrfrauen in nächster Zeit weiter erhöhen können.“

Mangel gibt es in der Hansestadt hingegen im Bereich der Kinderfeuerwehr. Für Kinder unter zehn Jahren gab es bis vor Kurzem ein solches Angebot noch bei der Freiwilligen Feuerwehr Rostocker Heide. Daran gibt es jedoch viele spezielle Anforderungen wie ein kinderfreundliches Gerätehaus und geschulte Pädagogen. Diese zu erfüllen ist in der Heider Wache nun dank fehlendem Personal nicht mehr möglich. “Die Kinderfeuerwehr ist natürlich ein schönes Angebot, für uns leider nur sehr zeitintensiv”, sagt Wehrführer Robert Berfelde. “Um den Nachwuchs schon so jung auszubilden, müssen wir uns in Zukunft noch intensiver mit dem Thema beschäftigen. Schade, dass das erstmal wegfällt.”



Eine 360°-Ansicht der Fahrzeughalle Stadt-Mitte in der Fahnenstraße.

Ausrüstung

Die Ausrüstung der Brandbekämpfer:


Interaktive Infografik. Abgebildet sind Mitglieder der FF Stadt-Mitte beim Training.

Mitmachen



Sie wollen sich auch ehrenamtlich bei der Freiwilligen Feuerwehr oder der Jugendfeuerwehr engagieren? Mitmachen ist ganz einfach: Anfragen nimmt das Brandschutz- und Rettungsamt unter Telefon (0381) 381-3700 und per E-Mail an feuerwehr@rostock.de entgegen. Alle Informationen sind auch auf der Website unter www.feuerwehr-hro.de einsehbar.